„Souveränitäten Zurückgewinnen“

2014. Entrevista en idioma alemán. 


 

Interview mit Alberto Acosta über wege für und zu alternativen entwicklungsmodellen.

Das Konzept der Wachstumsrücknahme rückt in eine breitere Öffentlichkeit: Der vierte Degrowth-Kongress vom 2. bis 6. September in Leipzig war ausgebucht. Aus diesem Anlass sprachen die LN mit dem ecuadorianischen Ökonom Alberto Acosta über Degrowth und Postextraktivismus als Grundlage für alternative Entwicklungsmodelle.

Welche Anknüpfungspunkte sehen Sie zwischen der Degrowth-Debatte über Wachstumsrücknahme und der Postextraktivismus. Debatte über den Übergang zu einem nicht auf Rohstoffausbeutung basierenden Entwicklungsmodell?

Allem voran gibt es einen direkten wirtschaftlichen Zusammenhang. Sollte die Degrowth-Idee in den Ländern des globalen Nordens breite Unterstützung und praktische Umsetzung finden, würde deren Nachfrage nach Rohstoffen sinken. Das würde bei einer gleichbleibenden oder steigenden Rohstoffextraktion auf der Angebotsseite sinkende Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt bedeuten. Die niedrigeren Rohstofferlöse gerieten zum Nachteil des globalen Südens. Weiterhin dürfen wir die biophysischen Grenzen des Planeten nicht aus den Augen verlieren. Einerseits in Bezug auf eine baldige absolute Verknappung bestimmter Rohstoffe, die den Übergang der aktuell auf Rohstoffextraktion basierenden Volkswirtschaften zu postextraktivistischen Wirtschaftsmodellen zwingend erforderlich macht. Andererseits in Bezug auf die Grenzen der Atmosphäre, die Schadstoff-Emissionen zu absorbieren. Letztlich müssen wir das aktuelle Entwicklungsmodell überdenken. Unter den entwickelten Ländern gibt es keines, dessen Erfolg auf einer rohstofforientierten Volkswirtschaft basiert. Grundlegender ist es notwendig, alternative Lebensweisen zu entwickeln, die nicht von ständigem Wirtschaftswachstum abhängen, das uns nicht einmal in die Lage versetzt, die materielle Absicherung der Mehrheit der Bevölkerung zu garantieren. In diesem Kontext ist der Zusammenhang zwischen Postwachstum und Postextraktivismus ganz klar.

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